Eiskalt
Heute Morgen
fühlte ich mich, als ob ich mir einen Eimer Eiswasser über den Kopf geschüttet
hätte.
Sicherlich
machen so etwas gewisse Leute freiwillig. Statt seine Genitalien zu entblößen,
was ja strafbar wäre. Was weiß ich.
Und es gibt auch Menschen, die sich
krankheitsbedingt immer so fühlen, als befänden sie sich in einem Kälteschock.
Das tut mir
beides leid, aber das war es in meinem Fall nicht.
Heute Morgen habe
ich ein Video gesehen, das zeigte, wie vor laufender Kamera über vierzig
Menschen, darunter Frauen und Kinder, bestialisch abgeknallt wurden. Sie lagen
nebeneinander gefesselt auf dem Boden und wurden förmlich hingerichtet.
Das ist für
mich schwer zu verpacken, denn es passierte irgendwann im 21. Jahrhundert,
sogar irgendwann in diesem Jahr.
Ich hatte so
etwas zuletzt zur Zeit des Jugoslawienkrieges gesehen, als ich in Hanau einen
Freund aus Serbien besucht hatte. Er zeigte mir Polaroid-Fotos, die das unmenschliche
Grauen wiedergaben, das auch dort in diesem sinnlosen Bürgerkrieg vorherrschte.
Es benötigte
eine lange Zeit, um das zu verarbeiten, obwohl es nicht meine Verwandten waren,
die dort zerstückelt, geschändet und gemetzelt worden waren.
Wie soll
Zoran jemals damit klarkommen, wenn für mich als Unbeteiligter der Schrecken
ausreicht, um wochenlang schlecht zu schlafen?
Jetzt, wo ich
selbst Kinder habe, wiegen solche Gedanken doppelt schwer.
Seit heute
Morgen ist das alles wieder da. Aber wenn es doch nur in meinem Kopf wäre,
damit könnte ich irgendwie umgehen. Leider ist es real. Es passiert vor unseren
Augen, und zwar nicht nur in Syrien. Es passiert überall, wo Macht korrumpiert
wird und Menschen zu Spielfiguren und zu Opfern werden.
Mir lief nur
gefühlt einer kalter Schauer über den Rücken, aber anderswo stürzen die Mauern
des eigenen Hauses über Frauen und Kindern zusammen.
Als Deutscher
trage ich wie jeder andere aus meinem Land die Schande des Holocaust mit mir
herum. Obwohl ich da noch gar nicht geboren war, genauso wenig wie die Kinder
in Gaza diesen Konflikt zu verantworten haben, der vor sieben Jahrzehnten
begann.
Damals
bestand das Perfide daran, dass systematische Massenvernichtung von Menschen in
Deutschland betrieben wurde.
Aber ich
möchte, dass Ihr Euch einmal klarmacht, dass es in der Natur der
Rüstungsindustrie liegt, die Massenvernichtung als technologisches Ziel
anzustreben. Das ist doch der Witz an neuen Waffen: Effizienz, die darin
besteht, so viele wie möglich umzubringen. Je einfacher, desto besser.
Kinderleicht
soll es sein. Und zwar im wahrsten Sinne.
In meinem
ersten Buch habe ich schon versucht anzudeuten, wie moderne Kriegsführung
heutzutage aussieht.
Leider wird
es noch schlimmer werden. Ein Atomkrieg ist gemessen an den Möglichkeiten der
heutigen Kriegsmaschine eher als gnädig einzustufen.
Ich möchte
appellieren, sich zum Pazifismus zu bekennen.
Dazu gehört
auch, dieses korrupte Pack, das man allgemein als Waffenlobby bezeichnet, (was
mir persönlich ein viel zu positiver Begriff ist für diesen Abschaum) aus den
Parlamenten zu werfen.
Wählt keine
Regierung, die Waffen exportiert. Sollen die verblendeten Idioten doch mit Steinen
werfen.
Wählt keine
Regierung, die nicht Farbe bekennt für den Frieden und für Aussöhnung. Diplomatische
Gespräche sollten an die Stelle von Bündnisverpflichtungen treten.
Es gibt in
Zeiten wie diesen nur eine Waffe, die funktioniert, um den Frieden zu sichern:
Das ist der
eigene Verstand.
Benutzt ihn,
um die Ahnungslosen zu informieren. Argumentiert und überzeugt.
Keiner möchte
in Trümmern leben und seine Kinder beerdigen.