Seid lieb
Mit „Seid
lieb…“ hat einer meiner Lieblingsautoren, John Niven, in seinem Werk „Gott bewahre“
sehr treffend die zehn Gebote zusammengefasst.
Eigentlich reicht dieses Statement auch vollkommen aus zum friedlichen
Zusammenleben, vorausgesetzt, alle hielten sich daran.
Meiner
persönlichen Auffassung nach, gibt es leider darüber hinaus Menschen, die sind
einfach böse. Da kann man leider nichts dran ändern, und in solchen Fällen
besteht die Aufgabe darin, angemessen zu reagieren. Das ist nicht immer
einfach.
Eine
angemessene Reaktion auf den WM-Titel der deutschen Nationalmannschaft besteht
natürlich in der Würdigung der erbrachten Leistung.
Deshalb auch
von mir als Laie, der sich entsprechend auch kaum für diesen Sport
interessiert, meinen herzlichen Glückwunsch zu dieser verdienten Auszeichnung.
Aus so vielen tollen Mannschaften als Sieger hervorzugehen ist schlicht und
ergreifend eine großartige Leistung und unbestreitbar eine Sache, auf die man
stolz sein darf und sollte.
Punkt.
Jetzt gehe ich
einmal davon aus, dass die meisten Fans nicht zu den bösen Menschen gehören.
Genauso
gehören auch Leute wie ich nicht zu den bösen Menschen.
Neo-Nationalsozialisten
und Rassisten gehören aber zu den bösen Menschen.
Erschreckt
haben mich in den letzten Tagen nicht nur die, aus dem Blickwinkel der sozialen
Beschränktheit dieser Arschlöcher völlig vorhersehbaren, braunen Statements und
menschenverachtenden Gesten oder diese geschmacklosen Produkte bei Ebay und
Thor Steinar zum Thema Weltmeistertitel.
Erschreckend
finde ich, dass sich Leute, die für mich zu den guten Menschen gehören,
gegenseitig anpöbeln, weil hier die Toleranz fehlt, unterschiedliche Meinungen
zu akzeptieren.
Es gibt auf
der einen Seite die Leute, die sich, wie ich eingangs erwähnte, zu Recht über
den vierten Stern freuen.
Damit meine ich nicht die Fraktion der „Herrenrasse“,
sondern Top-Typen, Fußballfans, von mir aus auch Saison-Fans, egal.
Auf der
anderen Seite stehen Leute wie ich zum Beispiel, die mit Begriffen wie
Patriotismus und Nationalbewusstsein eher eine Bedrohung, als einen Segen
verbinden, und die plötzlich anfangen, Kritik zu üben.
Diese Kritik
richtet sich doch nicht gegen „unsere Jungs“, außer, dass das eine oder andere
Tänzchen vielleicht überflüssig war. Aber damit kann man leben. Es gibt
verschiedene Auffassungen von Benehmen, und Sport ist Wettbewerb. Da hat man
als Verlierer nie etwas zu lachen.
Auch hier nochmal Respekt für den zweiten
Sieger.
Was aber die
Entgleisungen betrifft, die sich vielfältig sowohl durch Endsieg-Trikots,
saudumme Presse-Statements, ekelerregenden Bildern in den Social-Media,
rechtspopulistische Sprüche und Nazidreck, da übe ich Kritik, bei der ich nicht
flexibel bin.
Es ist
beängstigend, was da an menschlichem Müll unter den Steinen des allgemeinen
Vergessens verborgen war, und der sich bei dieser Gelegenheit öffentlich
präsentiert.
Nun prallen da
zwei Welten aufeinander: Die Fans, die nicht den geringsten Zweifel an ihren
Fußballgöttern und deren Umfeld zulassen, und die Leute, die Bedenken haben,
ermahnen und kritisieren.
Hier fehlen
auf beiden Seiten oft jegliche Schattierungen, es gibt keine Zwischentöne. Die
einen sehen im Freudentaumel des Titels auch nicht die Zeichen, die den Anderen
Angst machen.
Also geht man sich an die Gurgel.
Seid lieb.
Beide Welten können nebeneinander existieren.
Es gibt
keinen Grund, auf das Vokabular der Rechtspopulisten zurückzugreifen, weil die
Argumente ausgehen.
Es gibt auch
keinen Grund, jeden als Nazi zu beleidigen, weil er diese (ähem…) lustigen
Überzieher auf seinen Außenspiegeln hat. In den paar Wochen ist aus einem
netten Menschen kein arschloch geworden.
Es sind dieselben Freunde, Bekannte
und Kollegen.
Aber habt
einen Blick auf die Zeichen unserer Zeit.
Spitzt einmal
die Ohren in den Kneipen und öffentlichen Verkehrsmitteln, distanziert Euch von
den ewig Gestrigen.
Den Holocaust
hat nicht ein einzelner Österreicher zu verantworten, das waren auch „Wir“
Bitte schaltet
langsam mal wieder das Gehirn ein.
Die Jungs
sind wieder zu Hause.
Es gibt genug
Bullshit jetzt in der Welt und auch schon vor und während der WM.
Und vor
allem:
Bitte, seid
lieb…