Der 18te
Neulich
brauchte ich etwas aus der Garage. Als ich das Tor öffnete, begrüßten mich fünf
bis sechs Kisten Bier, unzählige Spirituosen und etliche Alkopops,
Kräuterschnäpse und was man sonst noch für eine nachhaltige Alkoholvergiftung
braucht. Und original zwei Tüten Chips.
Da fiel es
mir wieder ein: Der achtzehnte Geburtstag meiner Tochter stand vor der Tür…
Schon seit
Wochen bunkerte sie den Sprit wie ein Eichhörnchen seine Nüsse vor dem
härtesten Winter in Westeros.
Ich nahm die beiden Chips Tüten und ging damit zu
meiner Tochter, die ungefähr dreißig Personen eingeladen hatte.
„Wer soll die
denn bitte alle essen?“, fragte ich sie und hielt in jeder Hand eine Chips Tüte
hoch. Sie hatte mich schon verstanden, denn sie streichelte meinen Arm und
sagte nur: „Ach, Papa. Du darfst dir ruhig ein Bier nehmen. Wir holen eh noch
ein paar Dosen aus Holland.“
Sie hatte
sogar einen Raum gemietet.
Das heißt, sie wollte.
Ich hatte den Chauffeur
gespielt, wie zuletzt fast täglich bis zum Super-GAU an besagtem Geburtstag,
und der Mann, der den Saal vermietete dachte wohl zuerst, ich wäre auch der
Mieter. Eigentlich wollte ich gar nichts mit der Party zu tun haben.
„Ich brauche
noch ihre Unterschrift…“, sagte Party-Meyer. „Ich? Ich will damit gar nichts zu
tun haben.“, sagte Papa Pilatus und wusch seine Hände in Unschuld.
Party-Meyer
erwies sich als ausgesprochener Emotionalerpresser und dann hing ich da mit
drin.
Nun, ich bin
ja kein gewöhnlicher Spießer-Daddy, und na gut, dachte ich, dann passe ich halt
ein wenig auf. Ganz cool. Im Hintergrund. Wenn ich schon unterschreiben muss.
Zahlen musste ich es ja sowieso.
Alkohol? -
Check!
Venue? - Check!
Beschallung
und Licht? – Fehlanzeige!
Hier kommt
wieder Papa ins Spiel. Wenn ich eh schon dabei sein muss…
Am Tag des
Super GAU fuhr ich zuerst die ganze Ladung Getränke zum Partyraum und dann
checkte ich die Stromsituation.
Okay 32
Ampere CEE. Ist nicht die Welt, aber ein paar Schukodosen gab es auch noch.
Spontan
dachte ich an LEDs.
Also fuhr ich
zu einem Kumpel, der etwas Material hatte und kam mit einem Bully voller TECHIE-Spielwaren
zurück.
Der Raum an
sich, wenn man es engstirnig betrachtete, fasste insgesamt 50 Leute. Zuzüglich
der Plätze hinter dem Tresen.
Party-Meyer
sah mich ungläubig an, als ich die Lautsprecher nacheinander hineinschaffte. Aber
das Case passte nicht mehr in den Bully, deshalb musste ich die 4 HighQs einzeln
transportieren.
Wenigstens die fetten SB 28 - Subbässe hatten Rollen.
Ich brauchte nur ein Amprack, so konnte ich entspannt 16 Ampere auf die LED-PARS verteilen. Sah toll aus.
Aber das tat
ich gerne. Wenn Papa schon dabei ist, will er auch gescheit Musik hören.
„Keine Angst,
das reicht schon für den kleinen Raum…“, beruhigte ich Party-Meyer und nahm ihm
den Schlüssel aus der Hand.
Ja, man ist
ja kein gewöhnlicher Spießer-Daddy. Was haben wir früher Party gemacht. Da
hätte ich mir so eine Anlage gewünscht.
Eigentlich
hatte jeder nur ein einziges Mal eine Party veranstaltet. Eigentlich endete
alles stets in einer Katastrophe…
Ich
verdrängte das und machte mir ein Bier auf. Das erste und letzte, ist klar.
Abends dann
trafen nach und nach die Gäste meiner Tochter ein.
Nun gut.
Positiv formuliert muss ich zugeben, ich hätte sie nicht eingeladen. Plötzlich war auch die „13“ von Black Sabbath aus
und stattdessen brüllte Kid Ink rhythmische Schimpfwörter in Zusammenhang mit
Mord und Totschlag.
Aber ich
wollte mich ja im Hintergrund halten.
„Versprochen, Papa?“ „Ja.“ „Gut.“
Das Bier
wurde von diesen Zwiebelbrettchen in NIKES kaum angerührt. Die tranken nur
Hochprozentiges. So, wie die aussahen, kippen die doch schon vor zwölf aus den
Latschen.
Ich nahm mir
das nächste letzte Bier. Mit dem Taxi nach Hause sind es höchstens zehn Euro.
Kann ich sogar absetzen. Prost.
Zwei Stunden
später versuchte Helene Fischer, französische Lautsprecher zu schänden. Gefolgt
von Alex C-Du hast den schönsten Arsch der Welt, (klar, mich, dachte ich) und
Tyga-bouncing on my dick.
OMG
Na, ja. Ich
wollte ja eh ein Taxi nehmen. Prost.
Kurz vor
Mitternacht hatte sich meine Tochter dann von ihrem Freund getrennt. Ich musste
ihn dann sogar rauswerfen, da er auf der Straße der Alkopops seine Manieren
verloren hatte.
„Schatz,
eigentlich sollte ich Dir etwas schenken…“, bedankte ich mich um Mitternacht
bei meiner Tochter. „Herzlichen Glückwunsch! Zu allem!“
Leider hatte
sie meine Freude über ihre Änderung des Beziehungsstatus bei Facebook in „single“
nicht „geteilt“.
Es ist kompliziert. Mit erwachsenen Kindern.
Die Euphorie wegen des verlorenen Schwiegersohnes machte mich durstig.
Da auch zwei
Drittel der Spackos, die zum Ex meiner Tochter gehörten, das singende Schiff
aus Staatsraison verlassen hatten, dachte ich, etwas Rock´n´Roll könnte die
Stimmung aufhellen.
Was liegt dem
Anlass näher, als die „Trennfrequenz“ der Subs zu ändern?
Ich legte den
Fokus etwas auf den Bereich Infraschall und zeigte den durchaus netten jungen
Leuten, die noch da blieben, wozu eine Double-Bassdrum bei Bands wie Sepultura im Stande ist.
Wir stießen
mit Wodka-Lemon an. Prost.
Als wir bei
meinem Exkurs bei Jägermeister und beim Genre „Punk“ angekommen waren, gesellte sich die Polizei zu
uns.
Das blaue Licht der LED – PARS passte genauso zu diesem Besuch wie der
Song „Bullenschweine“ von SLIME, den irgendeiner der netten Jungs auf seinem iPhone
hatte.
Entweder der,
der auf der Toilette in seinem Erbrochenem eingeschlafen war, oder der andere,
der anscheinend bewusstlos geworden ist, bevor er seine Tüte anzünden konnte.
Der dritte konnte es nicht sein, da er schon vorher im Mac Donalds verhaftet
worden war.
Zusammen mit
meiner Tochter. Und dem, der betrunken gefahren war.
Party-Meyer
hatte schon Recht. Es ist immer besser, wenn Erwachsene aufpassen.
Wenn Du es
nicht schaffst, erwachsen zu werden, passe erst Recht auf.
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