Donnerstag, 2. Oktober 2014

Froschlers Liste



Froschlers Liste (für Jochen Reuter)


Heute ist es passiert. 
Heute wurde ich nominiert, aber nicht etwa für den ersehnten Literatur-Nobelpreis, sondern auf Facebook:

10 Lieder die in meinem Leben eine bedeutende Rolle spielen, soll ich benennen…

Eigentlich finde ich das ja doof mit diesen Nominierungen. Deshalb werde ich selbst auch keinen anderen ernennen. Aber man ist ja kein Spielverderber. Und zehn Titel, sind ja ein Klacks.

Am besten macht man das chronologisch.


Wenn ich ehrlich wäre, müsste ich jetzt anfangen mit „Dancing Queen“ von Abba.

Der alte Grundig-Plattenspieler, geerbt vom Sohn vom Sohn vom Sohn meines Ururgroßonkels oder so. Das Kratzen der Nadel auf der ersten eigenen Single, die ich selbst ausgesucht und mit eigenem Geld gekauft hatte. Ich war aber auch schwer in Agnetha verliebt.

Aber das kann ich hier nicht bringen. Der andere hat etwas mit Social Distortion geschrieben. 
Neff gegen Benny?

Also: 1. Love Hurts von Nazareth  Das war auch von 1976 oder so.

Irgendwann hatte mich jedoch wirklich der Rock´n´Roll gepackt.  
Es war mein Onkel, der mir damals die Fireball von Deep Purple schenkte. 
Damit wurde meine BeeGees Phase praktisch im Keim erstickt.

Kurz vorher hatte ich noch versucht, bei dem Film Saturday Night Fever, der damals in die Kinos kam, ein Mädchen aus meiner Schule zu befummeln. 
 Einen Tag später sang Ian Gillan

Your lips are like a fire
burning through my soul

Als wüsste der, dass die Lady mir eins aufs Maul gehauen hatte. Das brannte wirklich.

Also: 2. Fireball von Deep Purple

Direkt danach sind wir mit unseren Bonanza-Rädern bei Rot über die Ampel gebrettert und haben dabei lauthals gesungen: Breaking the law! Breaking the law!

Also: 3. Breaking the Law von Judas Priest

Die Stones brachten mich ein wenig runter. Ich fing an, Gitarre zu üben. Einen Song spielte ich, bis die Finger bluteten.

Also. 4. Angie von The Rolling Stones

Natürlich musste ich zu dieser Zeit die großartigen Beatles verabscheuen. Beides ging nicht. Stones und Beatles. Heute kann man dafür einfach Oasis hassen.
Dann entdeckte ich Zappa. Von ihm besaß ich irgendwann alle Platten. Auch die Studio Tan
Aber ein Erlebnis prägte mich sehr. 
Meinen ersten Joint rauchte ich zu dem Song „Muffin Man“

Also: 5. Muffin Man von Frank Zappa

Stellvertretend dafür war auch die ganze Pink Floyd-Phase. Ich war und bin auch heute noch der absolute Syd Barret-Fan. 

Damals kam mir diese Musik genauso gelegen wie Opas alte Sakkos. 

Und eins steht fest. Die Mädchen damals waren alles andere als leicht herumzukriegen. Diese ganze Hippiescheisse war eine einzige Lüge. Freie Liebe? Pah. 

Ich glaube, ich habe mir damals sogar Briefpapier gekauft, um mit den Ladies zu kommunizieren. 

Damals trieb ich mich in vielen alternativen Läden herum und dann sah ich in so einem besetzten Haus einen Film:

 „The Great Rock´n´Roll Swindle“ von den Sex Pistols

Das gab mir eine Initialzündung. An diesem Tag trug ich meine Haare noch schulterlang. Ungefähr 24 Stunden später waren sie ab und blau. Ich war blau und drauf. No Future.

Also: 6. Anarchy in the U.K. von Sex Pistols

Das war eine geile Zeit. Ich hatte eine tolle Jugend. Es gab so viele Bands.
 
Slime, Crass, Toxoplasma, Dead Kennedys, Black Flag, Test Department, Peter and the Test Tube Babies, Meteors, Addicts, 999, Angry Samoans, Bad Religion, The Damned, Canal Terror, Generation X, Plasmatics, The Stranglers, The Clash, UK Subs

Chaostage, Punktreffs und Parties. Demos und vor allem Musik ohne Ende. 

Die Gruftiphase mit Bauhaus, Joy Division, This Mortal Coil, The Cure und viele andere.

Einen Song werde ich auch nie vergessen.
Da hatte ich meine erste Discothekenschlägerei.

Also: 7. One Step Beyond von Madness

Meine kurze, aber heftige SKA-Phase. Vati ist nur noch im schwarzen Anzug herumgelaufen. Man lernte, dass eine Glatze einen nicht zum Rassisten macht. Es wurde immer noch Scheisse gebaut, aber…erwachsener. Der Mist, den wir verzapften, wurde richtig teuer.

Inzwischen stand ich auch immer öfter am Mischpult, und eines Tages machte ich den Bühnensound für eine Band, die ich damals sehr verehrte. The Specials

Also: 8. Bad Boys von The Specials

Und da gibt es auch noch Songs, die einen das ganze Leben begleiten. Es sind die Lieder, an denen man sich nicht satt hören kann. Songs, die Emotionen auslösen und einen zum Nachdenken, manchmal auch zum Umdenken bringen. Jeder hat welche. Außer Arschlöcher. Aber die haben eh nichts.

Aber ihr habt garantiert welche, sonst wärt ihr nicht auf meinem Blog.
Die Auswahl ist entsprechend schwer, aber bei mir bleiben zwei Titel immer wieder hängen

9. Wish you were here von Pink Floyd

Neben Let it be von den Beatles einer der wenigen Songs, wo Text und Musik wirklich füreinander bestimmt zu sein scheinen. Ich wünschte, der Song wäre von mir. Dann würde ich ihn wegschließen und nur ganz besonderen Menschen vorspielen.

Und

10. London Calling von The Clash

Joe Strummer war immer ein großes Vorbild für mich. Leider ist er nur fünfzig Jahre alt geworden, aber für mich wird er nie ganz fort sein. Er hinterlässt ein eindrucksvolles Lebenswerk vor dem Hintergrund einer eindrucksvollen Biographie. Er hat mich geprägt.
Ich vermisse ihn. 
Dieser Song steht für seine Lebenseinstellung, seinen Ergeiz und seine Authentizität. 
Und für seine Kunst.

Er hat bewiesen: The Future Is Unwritten