Sonntag, 16. November 2014

Probleme?



Probleme?


Das Leben beschert einem stets ungefragt die lustigsten Begebenheiten. Aber leider auch die Unlustigsten. 

Es fällt mir schwer, in letzter Zeit zu lachen. Ebenso gelingt es mir nur mit Mühe, mich zu freuen. 

Dabei habe ich keine Probleme, die nicht jeder hätte.

Sicherlich kotzt es mich an, dass meine Branche auf eine Art, die die Willkür von Plantagenbesitzern kurz vor dem amerikanischen Bürgerkrieg erinnert, die Techniker fallen lässt, die ihre Veranstaltungsklitschen mal groß gemacht haben durch ihre Arbeit. 

Aber da ja jetzt billige Arbeitskräfte in Form von Azubis gezüchtet werden, lässt sich da eine Menge Geld sparen. Und ein „junges Team“ macht ja auch was her.

Das kennt man auch in anderen Berufen.

Klar finde ich die Haltung unserer Regierung und unseres Bundespräsidenten gegenüber den Krisen in der Welt abstoßend und beschämend. Mit Waffenexporten auf Hilferufe zu antworten ist das Gleiche, als wenn man einem brennenden Menschen einen Tankgutschein schenkt. 

Die ganze Regierungsbank ein Pandämonium der Inkompetenz.

Deshalb kommt da auch keine Silbe nach den Vorfällen in Köln. Kein Wort zum Aufschwung der rechten Arschlöcher. Das Netz ist voll mit Naziparolen, Stammtischrassismus und einer Tsunamiartigen Anhäufung von Dummheit, Ignoranz und Peinlichkeiten.

Die sogenannten stolzen „Ich-bin-zwar-kein-Nazi-aber…“-Deutschen sind so blöd, dass sie noch nicht einmal mehr bei RTL2 im Publikum sitzen dürfen. 

Ich schäme mich für diesen Abschaum.

Die Rechten sind auf dem Vormarsch und Merkel, Gabriel und Gauck lassen nichts verlauten, dass auch nur annähernd Sicherheit oder Kontrolle signalisieren würde.
Schweigen heißt Zustimmung. Dreckspack.

Aber man hat ja bei dem NSU-Prozess gesehen, dass hier kein Interesse an Aufklärung besteht.

Genauso wie an Bildung.

Bin ich froh, dass ich kein Lehrer bin. Neben dem Polizeibeamten der einzige Beruf im Dienste des Staates, wo man noch mehr verarscht wird als der Zuschauer beim Supertalent.

Lass uns doch weiter teure Scheisse ins Weltall ballern, während abgefuckte Sonderzeichen-Promis für uns im Fernsehen kochen. Lass die Neofaschisten durch Hannover laufen, statt den Mist zu verbieten. Das Geld kann man ja im Bildungssektor abziehen.

Dumm gehorcht so schön.

Sagt jedenfalls dieser Julien Blanc. Wieso hat der eigentlich noch alle Zähne? RSD Seminar? Is klar.

Was ist denn los mit den Menschen? Den Penner sollte man in ein Frauengefängnis stecken und dort verrotten lassen. Oder er bekommt eine eigene Serie im TV. Direkt nach den Geissens. Dann ist das Entsetzen nicht ganz so groß.

Aber darum geht es: Kasse machen.

Da bekommt man plötzlich Emails, in denen talentierte Musiker oder andere Künstler um Geld betteln. Für die neue Platte, die nächste Ausstellung, einen neuen Film. Oder um die Räumungsklage und die Pfändung abzuwenden. 

Um die Schließung der letzten Jugendzentren und multikulturellen Begegnungszentren zu verhindern. 

Crowdfunding heißt profitieren.

Fragt sich nur, wer da profitiert.
Letzten Endes gibt es kein Geld mehr für Kultur, Integration oder soziologischen Fortschritt.

Doch man gibt ja nicht auf. Das sind ja keine echten Probleme.

Aber warum fühle ich mich dann so beschissen?